Mittwoch, 15. September 2010

km104000: Bye-bye, Golf V

Nun ist es also soweit: Ich habe meinen Golf V nach 3 Jahren wieder beim Händler abgegeben.

Der weiße Golf GT war optisch ein fantastisches Auto. Ich hätte vor 3 Jahren nie gedacht, daß ich jemals ein Auto fahren würde, bei dem Leute die Straßenseite wechseln, um näher hinzuschauen. Leider hat sich die weiße Farbe zusammen mit meiner ausgeprägten Fahrerei auf Langstrecken nicht als die allerbeste Wahl erwiesen. Ich bereue nichts, aber für den neuen Wagen habe ich mich dennoch für eine pflegeleichtere Farbe entschieden.

Technisch war der Golf V das schlechteste Auto, das ich jemals besessen habe. Vom ersten Tag an lauerte der Rost am Windschutzscheibenrahmen. Nach einem fehlgeschlagenen Reparaturversuch und vielen vielen Diskussionen wurde schließlich eine teilweise Neulackierung auf Kosten des Händlers durchgeführt. Der VW-Kundendienst hat hier ein sehr schlechtes Bild an den Tag gelegt und am Ende sind die Kosten beim Händler hängengeblieben.

Ebenfalls von Anfang an ruckelte das viel gepriesene Direktschaltgetriebe DSG in vielen Situationen, vor allem wenn langsam gefahren wurde. Wiederum nach vielen Diskussionen und etlichen Besuchen beim Händler zu Diagnosezwecken, wurde nach einem Jahr in einem tagelangen Werkstattaufenthalt ein Modul namens "Mechatronik" getauscht. Damit war das gröbste Ruckeln behoben, aber das DSG verhielt sich nach wie vor nicht so perfekt, wie ich es von einer Automatik erwarten würde. Hinzu kommt, daß nach der DSG-Reparatur nicht mehr die volle Leistung zur Verfügung zu stehen schien; die erreichbare Höchstgeschwindigkeit war um ca. 10 km/h gesunken.

Mir bleibt es ein Rätsel, wie dieses unerträgliche Automatik-Ersatzgetriebe derart viel Lob von allen Seiten bekommen kann. Für mich war die absolut katastrophale Performance des DSG Grund genug, den gesamten Familienfuhrpark auf Schaltgetriebe umzustellen.

Nicht zu verachten war letztlich die Beinahe-Panne nach Ausfall des Differenzdrucksensors, bei der der Motor nur noch im Notprogramm lief und sich das Auto nur noch mit äußerster Mühe vom Fleck bewegen ließ. Glücklicherweise berappelte sich die Steuerung seinerzeit nach einer halben Stunde, so daß ich die Fahrt noch bis nach Hause fortsetzen konnte. Ein zweiter Sensor fiel nur eine Woche später ebenfalls aus, dies allerdings ohne große Pannenshow.

So kam es dann, daß der Wagen in seinen ersten 2 Jahren satte 15 Tage in der Werkstatt verbracht hatte, Inspektionen und Reifenwechsel natürlich nicht mitgezählt. - Zur Ehrenrettung sei jedoch gesagt, daß der Spuk nach Ende der Garantiezeit vorbei war und im dritten Jahr (abgesehen von einer zertrümmerten Frontscheibe) kein einziger ungeplanter Werkstattbesuch fällig wurde.

Ich will nicht nachtragend sein, denn man kann bei keiner Automarke Wunder erwarten: Der bisherige Anführer meiner Shitlist war ein Audi A6 Bj. 2000 zum Preis von fast 100.000 DM, der neben unzähligen Klappergeräuschen sogar eine waschechte Panne für sich hatte verbuchen können. Am anderen Ende der Skala steht z.B. der für seine extreme Unzuverlässigkeit berüchtigte Touran der ersten Generation, mit dem ich bis auf wenige Kleinigkeiten keinen Werkstattkontakt hatte.

Am Ende bleibt - nicht zuletzt aufgrund des fehlerfreien dritten Jahres - ein versöhnlicher Blick auf die Zeit mit meinem kompakten aber zickigen Flitzer, der mich bis auf eine einzige Zitterpartie immer zuverlässig überall hingebracht hat: 35.000 km pro Jahr, 3000 km pro Monat, im Schnitt 150 km pro Tag.

Und jetzt freue ich mich auf den Golf VI GTI, den ich am Samstag in Wolfsburg abholen werde.