Freitag, 11. September 2009

Golf VI GTI

Im Rahmen der unendlichen Probleme mit meinem Montagsauto wurde mir das Privileg zuteil, mal einen Golf VI GTI für ein paar Tage im Alltagsbetrieb probefahren zu dürfen. 210 PS, doppelte Aufladung, DSG, das ist ja mal was, auch wenn dank Frontantrieb die Welt nicht wirklich zu 100% in Ordnung ist. ;-)

Das wichtigste Thema, auf das es mir auch primär ankam, zuerst: Der Verbrauch. Der hält sich für ein derart starkes und schnelles Auto wirklich in Grenzen. Beim gemächlichen Gurken auf der Landstraße im Berufsverkehr 7,5 Liter auf 100km. 9 Liter bei meiner üblichen Fahrweise inclusive Autobahn. Mit schneller Autobahnfahrt pendelt sich bei etwas Zu- und Abfahrt auf der Landstraße der Verbrauch auf 10-11 Liter ein. Was man sich absolut verkneifen muß, ist starkes Beschleunigen mit anschließendem Abbremsen. Das treibt aber nicht nur beim GTI den Verbrauch unnötig in die Höhe.

Der Wagen war vom Händler gut eingefahren und hatte 4000km auf der Uhr. Der angezeigte Gesamtdurchschnitt fiel, während ich 700km gefahren bin, von 13,5 auf 12,2 Liter. Scheinbar hatte der GTI in seinem Leben noch keine längeren Strecken gesehen.

Das Fahrzeug war mit der dynamischen Fahrwerksregelung "DCC" ausgestattet, die ich die meiste Zeit auf "Normal" hatte und die auf dieser Stellung in etwa mit meinem GT vergleichbar war. Die Stellung "Sport" habe ich ein paarmal ausprobiert. Man wird damit schon wirklich kräftig durchgeschüttelt.

Das Direktschaltgetriebe fährt sich aufgrund des weniger aggressiven Drehmoments deutlich angenehmer als bei meinem Diesel. Lediglich beim Anfahren fehlt es dem DSG an Gefühl und es geht bei nicht ausreichend vorsichtig dosiertem Gas etwas ruckartig zur Sache. Ich glaube nach wie vor nicht, daß das DSG und ich irgendwann Freunde werden. In Ermangelung einer richtigen Automatik hat man aber leider keine andere Wahl.

Schaltpaddel am Lenkrad wird mein nächstes Auto definitiv haben. Nicht, weil ich ein Möchtegern-Formel-Eins-Spinner bin, sondern weil der manuelle Modus im Paddelbetrieb nicht "vergessen" werden kann. Das Auto holt nach einer Weile von sich aus die völlige Kontrolle über die Schaltvorgänge zurück. Das Vergessen des manuellen Modus kann bei der bekannten "Tiptronic"-Plus-/Minus-Stellung am Wählhebel schonmal nerven.

Das große Radio-Navigationssystem mit allem drum und dran ist recht ordentlich, aber im Detail wird es dem astronomischen Preis einfach nicht gerecht. Die Navi-Funktionalität bleibt weiter hinter dem zurück, was man von guten portablen Navigationssystemen erwarten kann. Etwas gaga finde ich, daß die Stimme aus dem Navi beim Telefonieren nicht stummgeschaltet ist, sondern einfach reinredet. Hier würde es sicher auch ein Piepton tun, um die Aufmerksamkeit aufs Display zu ziehen. Die Freisprecheinrichtung scheint ausschließlich Sim Access Profile zu unterstützen, was für mich persönlich nicht wirklich das Mittel der Wahl ist. Begeistert hat mich dafür jedoch die Medienunterstützung des Radio, die in Form von CD, MP3-CD, SD-Karte und AUX-Anschluß die gängigen "Tonträger" schluckt, und die zwar träge aber brauchbar zu navigieren ist.

Nicht unerwähnt bleiben darf dabei auch die interne Fesplatte, bei der man sich fragen muß, wo VW es nur geschafft hat, eine Platte mit fetten 20GB aufzutreiben. Kopiervorgänge auf die Platte sind unglaublich langsam, auch wenn die MP3-CD dabei nicht spielt. Gefühlsmäßig erinnert das ganze an das Tempo was zu Zeiten der seligen Double-Speed-CDROMs geboten war. Weil ich ein kleiner Anarcho bin, habe ich auf der Platte das Creative-Commons-Gesamtwerk von Nexus zurückgelassen.

Die Fahrleistungen des GTI sind natürlich über jeden Zweifel erhaben. Da muß man keine Kompromisse eingehen. Beim Durchbeschleunigen bis über 200 km/h stellt sich fast schon Porsche-Feeling ein. Jedenfalls, solange kein Porsche mit angriffslustigem Fahrer in der Nähe ist.

Die Geräuschkulisse ist weniger auf Krawall eingestellt als befürchtet. Lediglich das massive Brabbeln, wenn das DSG mal wieder extrem niedertourig fahren will, hat mich manchmal überdeutlich ans Nageln meines TDI erinnert. Das Motorgeräusch bei hohen Drehzahlen ist dagegen recht angenehm für einen Vierzylinder.

Der Leihwagen mit DSG (Grundpreis 28.525 Euro), DCC (945 Euro), Leder (1.880 Euro), Navigation (2.700 Euro), Schiebedach (870 Euro), 18"-Felgen (600 Euro) und vier Türen (965 Euro), aber ohne Xenon, hatte zuzüglich diverser weiterer Gimmicks ein Preisschild von fast 40.000 Euro. Ich persönlich würde auf DCC, Leder, Schiebedach und Navi verzichten wollen, womit der Preis unmittelbar in weniger schwindelerregende Regionen sinkt. Die Rückfahrkamera zum moderaten Aufpreis von 260 Euro sollte man sich aber auch dann nicht entgehen lassen.

Der GTI ist ein tolles, schnelles Auto, mit dem man aber auch ganz unauffällig und wirtschaftlich unterwegs sein kann. Den Mehrverbrauch von ca. 2 Litern gegenüber meinem Diesel wäre er mir wert.

Montag, 7. September 2009

km70000: Entrostung

Unverhofft hatte mein Rostgolf noch eine zusätzliche Runde bei der VW-Kundenbetreuung bekommen, denn ein Kollege hatte im Urlaub einen VW-Abteilungsleiter getroffen (und verhöhnt), der das Thema noch einmal in die VW-interne Pipeline schieben wollte. Am Ende rief dann eine ganz offensichtlich auf extreme Konfliktlösung geschulte Dame an und konnte mir nur einschärfen, daß ich mich beim nächsten mal auf keinerlei Kompromisse einlassen und auf jeden Fall beim kleinsten Problem ein Faß aufmachen soll. Nicht wirklich mein Stil, gleich Gutachter und Anwalt aufzubieten.

Nun ja, der Händler hatte schon längst vorher zugestimmt, den Schaden auf eigene Kosten zu reparieren, um mich auch nächstes Jahr noch als Kunden zu behalten. Also hatte ich den 2.-4. September als Werkstatttage 11-13 für meinen Golf eingeplant. Scheibe raus, lackieren, Scheibe rein, das ist ganz im Ernst eine durchaus anspruchsvolle Reparatur, die ein paar Tage dauert.

Für die Zeit des Werkstattaufenthalts war mir standesgemäß ein Golf VI GTI zur Verfügung worden, dazu mehr im nächsten Beitrag.

Am Abholtag, Freitag mittag, steckte ich grausig im Stau fest und wollte nur kurz fragen, bis wieviel Uhr ich meinen Wagen noch in Empfang nehmen kann. Am anderen Ende der Leitung kam da unvermittelt Hektik auf, ich würde gleich zurückgerufen.

Ein paar Minuten später kam der Rückruf: Bei den abschließenden Arbeiten nach dem Lackieren war eine weitere Roststelle offensichtlich geworden, der Wagen war wieder in der Werkstatt.

Diese neue Roststelle konnte ich leider erst begutachten, nachdem sie bereits grundiert war. Sie befand sich am Holm oberhalb der Tür, kaum merklich nach vorn gerichtet, aber natürlich sollte es sich mal wieder um Steinschlag handeln. Genauso, wie beim Lackieren an der ursprünglich rostenden Stelle an der Vorderkante des Dachs eine kleine Beule sichtbar geworden sein soll. Natürlich wurde aber beim Aufschlag an dieser recht stabilen Stelle die nur einen Millimeter daneben liegende Frontscheibe verschont. Da lachen wirklich die Hühner.

Der Automobilverkäufer meines Vertrauens ist ratlos und kann sich nur noch auf esoterisches zurückziehen. So könnte z.B. der Uni-Lack so viel empfindlicher sein als die Metalliclacke, die meine bisherigen Autos alle hatten, und bei denen es nie Probleme mit Rost gegeben hatte.

Jetzt hat der Golf nach 2 Jahren 15 Tage in der Werkstatt zusammen, zuzüglich einem Sonntag. Ich erwarte vermutlich zuviel, wenn ich hoffe, daß ich zumindest in den letzten 12 Monaten von weiteren Eskapaden verschont bleibe.